„Auf Kosten der Qualität“
Reinhard David und Volker Meyer über Wasser Privatisierung
Herr David, wie groß ist ihre Sorge, dass die Wasserversorgung privatisiert wird?
Reinhard David: Ich befürchte, dass das seit fast 1100 Jahren funktionierende System der kommunalen Wasserversorgung in Deutschland künftig zumindest aufgeweicht wird und dass in Zukunft auch die Stadt Rotenburg die Wasserversorgung ausschreiben muss.
Welche Konsequenz hätte das für den Kunden?
David: Konzerne führen die Wasserversorgung nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung. Darunter würden die Qualität und der Preis des Wassers leiden, wie Erfahrungen in anderen Ländern zeigen. Mit einem Wort: Unser Lebensmittel Nummer 1 wäre in Gefahr.
Herr Meyer, wie sieht es bei den Wasserversorgungsverbänden aus?
Volker Meyer: Wir als Flächenversorger handeln stets nach dem Prinzip der Daseinsvorsorge, auch ein einzelner unwirtschaftlicher Hausanschluss wird von uns mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser versorgt. Darüber hinaus kümmern wir uns um die Instandhaltung unserer Wasserversorgungsanlagen. Somit handelt es sich um eine nachhaltige Wasserversorgung. Auch die nachfolgenden Generationen sollen in den Genuss eines preisgünstigen und qualitativ ausgezeichneten Wassers kommen.
Und das alles wäre durch die Privatisierung gefährdet?
Meyer: Da wir ein reiner Wasserversorger sind und keine Gewinne erzielen dürfen, dieses aber bei privaten Unternehmen notwendig ist, würden sich Preis und Qualität negativ verändern.
David: Wir investieren bis zu 500000 Euro jährlich in die Wasserversorgung, um unsere Qualität aufrecht zu erhalten. Wenn ein privater Versorger die Wasserkonzession in Rotenburg übernehmen würde, ist damit zu rechnen, dass er diese Investition nicht mehr tätig, um Gewinne zu erzielen.
Hat denn das Bürgerbegehren "Wasser ist ein Menschenrecht" in Brüssel keinen Eindruck gemacht?
Meyer: Ziel dieser Aktion war, dass sich das Europäische Parlament erneut mit der Thematik beschäftigt. Heute liegen wir nahezu bei 1,5 Millionen Unterschriften. Das zeigt, dass die Bevölkerung keine Veränderung möchte.