4,7 Millionen für die Stadtkasse
Stadtwerke-Geschäftsführer Reinhard David kündigt höhere Strompreise an
Rotenburg. Die Stadtwerke versorgen die Bürger mit Strom, Wasser und Gas – und spülen nebenbei viel Geld in den Haushalt. Die Stadt profitiere mit insgesamt 4,7 Millionen Euro von seinem Tochterunternehmen, rechnete Stadtwerke-Geschäftsführer Reinhard David bei der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag vor.
Denn von dem Gewinn des Jahres 2015 in Höhe von 2,8 Millionen Euro gingen 2,3 Millionen in den Haushalt über. Hinzu kämen eine Million Euro als Konzessionsabgabe, der Verlustausgleich des Erlebnisbades Ronolulu und die Gewerbesteuer, die der Energieversorger an die Stadt zahle. Den Rest des Jahresgewinns, rund 500.000 Euro, führten die Stadtwerke demnach ihrem Eigenkapital zu.
David erhielt für die präsentierten Zahlen verbale Schulterklopfer von allen Seiten. Heinz-Günter Bargfrede (CDU) lobte die „ganz hervorragende Entwicklung“ und dankte den 87 Mitarbeitern für ihre Arbeit.
Aufgrund des Gewinns können sich die Stadtwerke weiterhin das Ronolulu leisten. David erklärte, das Unternehmen arbeite weiter daran, die Attraktivität des Freizeitbades zu erhöhen und damit den Besucherrückgang zu stoppen: Im vergangenen Jahr seien 241.600 Besucher gekommen, ein Minus von 6,3 Prozent. Die Stadtwerke hätten bereits den Eingangsbereich komplett neu gestaltet. „Wir haben dafür von den Besuchern sehr viel Zuspruch erhalten“, so David.
Als Grund für den Besucherrückgang hat er ein geringeres Interesse von Jugendlichen ausgemacht. „Viele leben heute in einer Welt in 2D“, sagte David mit Blick auf die mobile Entwicklung. Doch es gebe bereits erste Ideen, diese beiden Bereiche zu verbinden.
Bürgermeister Andreas Weber erklärte, dass das Freizeitbad Ronolulu einen erheblichen Beitrag zur Attraktivität der Stadt beitrage und lobte den viel diskutierten Abbadetag mit Hund, der in diesem Jahr eine erfolgreiche Premiere gefeiert hat: „170 Tiere und ihre Besitzer haben daran teilgenommen, eine tolle Aktion.“
David führte weiter aus, das im vergangenen Jahr 117 Millionen Kilowatt-Stunden Strom durch das Netz der Stadtwerke geflossen sind, davon 83 Millionen Kilowattstunden an Stadtwerke-Kunden, der Rest an Kunden von Fremd-Lieferanten. Auf die Lieferung hätten sich die Verbraucher im vergangenen Jahr verlassen können: Ausfallzeiten von durchschnittlich vier Minuten und 28 Sekunden im Jahr liegen demnach deutlich unter der deutschlandweiten Ausfalldauer von im Schnitt 15 Minuten und 19 Sekunden.
Die Bilanzsumme in 2015 hatte 43,3 Millionen Euro betragen – 2,4 Millionen davon hätten die Stadtwerke in die Energieeffizienz, Versorgungssicherheit, den Netzausbau sowie ins Ronolulu investiert. „Den größten Teil unserer Ausgaben tätigen wir hier vor Ort – und so fließen diese in den Wirtschaftskreislauf Rotenburgs“, betonte David.
Acht Kilometer Stromleitungen, dreieinhalb Kilometer Gas- und Wasserleitungen sowie drei Kilometer Hauptleitungen für die Straßenbeleuchtung haben die Stadtwerke 2015 verlegt. Der Energieversorger hat 310 Straßenlampen auf LED-Beleuchtung umgerüstet und drei Stromtankstellen installiert.
Stabil sei die Wasserversorgung mit 1,08 Millionen Kubikmetern im vergangenen Jahr. „Unser Trinkwasser ist absolut einwandfrei und verfügt über Topqualität. Es bedarf bei der Aufbereitung keinerlei Zusätze. Darauf sind wir sehr stolz“, so David.
Auch die Proben in der Nähe der Erdgasförderstellen Hemsbünde Z3, Z4 und Z6, die im Wasserschutzgebiet liegen und auf Schadstoffe sowie Rückstände aus der Erdgasförderung geprüft wurden, lägen zwischen „Bestimmungsgrenze und Geringfügigkeitsgrenze“ und stellten somit keine Gefahren für das Trinkwasser da.
Große Sorgen bereiten David dagegen die kürzlich vom LBEG vorgestellten Schadstoffuntersuchungen: „Schadstoffeinträge zeigen sich bei der Trinkwasserförderung in der Regel erst Jahrzehnte später. Daher passen die Stadtwerke jetzt schon auf, was an der Oberfläche passiert“, versprach der Stadtwerke-Chef.
Er betonte, dass das Untenehmen 2015 Vereine, Einrichtungen und Veranstaltungen im Bereich des Sports, der Jugendarbeit, Kultur, Umwelt und Naturschutz unterstützt hätten. „Wir haben dafür insgesamt 80.000 Euro in die Hand genommen – auch diese Dinge sind uns wichtig“, so David.
Dazu hätten die Stadtwerke Rotenburger Zehner im Wert von 120.000 Euro an Stromkunden ausgegeben, die in Rotenburger Geschäften eingelöst werden können. David: „Es ist sozusagen eine konjunkturelle Spritze für unsere Wirtschaft.“ Das Gleiche gelte für den Vissel-Zehner in Visselhövede (30.000 Euro).
David kritisierte die steigende Bürokratie, das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende und die Verordnung zur Anreizregulierung. Denn diese verkomplizierten die Arbeitsprozesse und verteuerten unter anderem die Zählerkosten um mehrere einhundert Prozent. „Geschaffen wird ein multifunktionales Technikmonster ohne Nutzen und Mehrwert für Kunden und Energiewende“, ärgerte sich David, der zum Abschluss schlechte Neuigkeiten für Kunden auf den Tisch brachte.
Ein „starker Preisanstieg“ drohe, so David: Grund dafür sei unter anderem, dass die EEG-Zulage voraussichtlich von 6,35 Cent pro Kilowattstunde auf dann über sieben Prozent steige und die Tennet bereits angekündigt habe, ihr Netzentgelt drastisch anzuheben. „Die Offshore-Haftungsumlage wird voraussichtlich auch ansteigen“, skizzierte David. Die Zahlen würden jedoch erst in der zweiten Oktoberhälfte veröffentlicht: „Erst dann können wir selbst belastbare Kalkulationen durchführen.“
Der staatliche Anteil am Strompreis liege 2017 bei 57 Prozent – und sei damit in den vergangenen Jahren um 150 Prozent angestiegen. „Der Preisanteil, den wir beeinflussen können, beträgt gerade mal bei 17 bis 18 Prozent“, erklärte David, der versprach: „Wir werden alles versuchen, durch verbesserte Einkaufsmöglichkeiten und Einsparungen im eigenen Haus die Strompreiserhöhung zu kompensieren, sodass zum 1. Januar 2017 die zusätzliche Belastung für Bürger und Kunden so gering wie möglich ausfällt. Die Strompreiserhöhung ist aber aller Voraussicht nach nicht zu verhindern.“