Landebahnverlängerung für Stadtwerke-Chef kein Thema
Reinhard David: „Das lässt sich nicht mehr wirtschaftlich rechnen“
„Für uns ist das absolut kein Thema“, sagt SR-Geschäftsführer Reinhard David. „Wir haben eine andere Entwicklung für den Flugplatz Rotenburg im Fokus“, fügt er hinzu. Die Stadtwerke sind Eigentümerin des Flugplatzes und haben diesen an eine Betreibergesellschaft verpachtet, an der die SR selbst zu 40 Prozent beteiligt sind. Reinhard David: „Wir haben kein Interesse daran, uns eine negative Sparte zuzulegen.“ Soll heißen: Eine Verlängerung der Landebahn lasse sich nicht wirtschaftlich rechnen. Dabei stützt er sich nicht zuletzt auch auf ein entsprechendes Gutachten der Industrie-und Handelskammer(IHK), wonach sich der Flugplatz mit einer Landebahn-Verlängerung zu einem Zuschussgeschäft entwickeln würde. David: „Wir wollen keinen Dauerverlust generieren.“ Und auch der kaufmännische Leiter der Stadtwerke, Hannes Wilkens, hält nichts davon, eine Investition von geschätzten 500000 Euro auf dem Flugplatz vorzunehmen: „Wenn wir diesen Schritt machen, verteuert sich alles so sehr, dass wir es nicht mehr refinanzieren können.“
Als negatives Beispiel führt Reinhard David die Entwicklung auf dem Flugplatz im ostfriesischen Emden an. Dort gebe es zwar eine hohe Grundauslastung, aber unter dem Strich habe man es dort mit 400000 bis 500000 Euro „Miese“ pro Jahr zu tun. David: „Hier bei uns geht die Rechnung noch auf.“ Und das soll auch so bleiben.
Aber wie soll es weitergehen auf dem Flugplatz, für den der laufende Pachtvertrag noch bis 2026 gilt – mit einer Option zur Verlängerung bis 2029? Reinhard David benutzt den Begriff „smarter Flugplatz“. Im Kern möchten die Stadtwerke am derzeitigen Betrieb festhalten. Denn: „Der ist wirtschaftlich.“ Dahinter steckt eine Mischung aus dem eigentlichen Flugbetrieb – die Rede ist laut Werner Meyer von rund 15000 Starts und Landungen pro Jahr –, Vermietungen sowie Veranstaltungen wie das „Ferdinands Feld Festival“ im August. Hinzu kommt die zunehmende Nutzung des Flugplatzes für Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung. Vor allem darin sieht David noch Potenzial aufgrund der Lage zwischen Bremen und Hamburg, wo Luft- und Raumfahrtunternehmen sowie zahlreiche Zulieferer angesiedelt seien. Mehr als bisher könne er sich auch vorstellen, in diese Richtung mehr in die Offensive zu gehen, um Unternehmen für gezielte Testprojekte in Rotenburg zu interessieren. Bereits im Sommer vergangenen Jahres hat sich auf dem Flugplatz neben der Lent-Kaserne gezeigt, in welche Richtung das gehen könnte. Der Rotenburger Flugplatz entwickelt sich zu einem Anker der deutschen Drohnenindustrie. Er dient als Forschungsstützpunkt für unbemannte Luftfahrt: Unternehmen, die sich im Bundesverband Unbemannter Systeme (BUVUS) organisiert haben, können ihre Entwicklungen auf dem Gelände testen. Zudem testet eine Airbus-Tochter auf dem Gelände Mini-Flugzeuge.
Der Chef der Stadtwerke Rotenburg versichert in einem Gespräch mit der Kreiszeitung: „Wir haben die Absicht, auch über 2029 hinaus den Verkehrslandeplatz zu nutzen.“ Ihm und Wilkens gefalle, was sich dort heute abspielt. Motorflieger und auch Segler nutzen das Areal, auf dem darüber hinaus weitere Nutzungen möglich sind.
Bürgermeister Andreas Weber (SPD) bezeichnet den Flugplatz ebenfalls als wichtig für die Stadt Rotenburg. Ohne triftigen Grund halte er aber eine Landebahnverlängerung nicht für erforderlich. Ein solcher Grund sei zurzeit nicht zu erkennen. Weber: „Da ist es besser, in die vorhandene Bahn und in die Gebäude zu investieren.“