Von der Rinne bis ins Glas
Woher kommt eigentlich das Trinkwasser in Rotenburg?
Wenn’s ums Trinkwasser geht, weiß einer ganz genau Bescheid – und zwar Gerhard Trochelmann. der 49-Jährige begann einst als Rohrnetzbauer bei den Stadtwerken, Fortbildungen folgten und seit 2000 ist er als Wassermeister im Wasserwerk beheimatet. „Lange hat es gedauert, bis ich alle Rohrleitungen mit Vornamen kannte“, erinnert er sich lächelnd an seine Anfangszeit.
Das Wasserwerk wurde übrigens bereits 1929 in Betrieb genommen. Zu jener Zeit verfügte zwar quasi jeder Haushalt der Region über einen eigenen Brunnen, aus dem Bürger ihren Trinkwasserbedarf deckten, doch die Belastung der hiesigen Wasservorkommen mit Mangan und Eisen machten eine entsprechende Aufbereitung für den menschlichen Genuss erforderlich. Heute - mehr als acht Jahrzehnte später - betreiben die Stadtwerke Rotenburg sieben unterschiedliche Brunnen, wie Trochelmann zu berichten weiß: drei mit einer Tiefe von 40 Metern auf dem Gelände am Mittelweg sowie zudem vier Tiefbrunnen im Ahlsdorfer Moor, wo das Wasser aus 150 bis 200 Metern Tiefe gefördert wird – allesamt natürlich technisch überwacht.
Dass die Brunnen auch langfristig den Trinkwasserbedarf der Region abdecken, liegt an der nicht versiegenden Quelle, der Rotenburger rinne, einem unterirdischem Fluss. Wie verlief deren Entstehung? Durch die Eiszeit türmten sich vor rund 15 Millionen Jahren im Norden Europas riesige Eismassen auf. Später erwärmte sich die Erde wieder und gewaltige Eis-Blöcke rutschten auf ihrem eigenen Schmelzwasser Richtung Süden, schürften die Ostsee und wuschen die Rotenburger rinne, die sich von Bremervörde über Zeven und die Kreisstadt Rotenburg bis nach Verden ausdehnt. Breite: etwa drei Kilometer. Tiefe: zwischen 200 und 300 Meter. Die Stadtwerke Rotenburg und aus Verden, der Trinkwasserverband Verden und der Wasserversorgungsverband in Unterstedt nutzen die Rotenburger rinne.
Im Wasserwerk wurden im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Investitionen nötig. Eckpunkte: 1967 Bau eines Reinwasserbehälters (zur Sicherung der ständigen Verfügbarkeit), 1971 Bau einer neuen Filteranlage, die auf natürlichem Weg das Wasser von Eisen und Mangan befreit. 1973 folgte der Bau einer Reinwasserpumpenstation (zur Stabilisierung der Wassersäule) und schließlich gab es 1997/98 die Umstellung der Rotenburger Wasserversorgung auf Computertechnik. „So wird heute bedarfs- und kundenorientiert Trinkwasser gefördert, aufbereitet und in riesigen Reinwasser-Vorratsbehältern zur Entnahme durch Haushalte und Industrie bereitgehalten“, heißt es von den Stadtwerken. Im Laufe der vergangenen 75 Jahre seien alle Haushalte an die Wasserversorgung der Stadtwerke angeschlossen worden (rund 5.700 Hausanschlüsse, etwa 6.900 angeschlossene Zähler). Die Netzlänge beträgt circa 126 Kilometer. „ins Netz wurde viel investiert, es ist sehr gepflegt“, so Trochelmann.
Die Qualität des Wassers beziehungsweise die Werte sind ausgezeichnet, sämtliche Anforderungen werden deutlich eingehalten - zu verbessern gibt es da nichts. Belüftung, Absetzbecken (um Eisen- und Manganwerte weiter zu senken, die jedoch eh’ sehr niedrig sind), dazu offene Kiesfilter – auf diese Weise wird das Rohwasser behandelt. Und schon geht das Nass in den riesigen Behälter mit 2.000 Kubikmetern (2.000.000 Liter) Trinkwasser und findet schließlich den Weg in die Haushalte. Die Wasserabgabe lag laut der Stadtwerke in den vergangenen Jahren recht konstant bei etwa 1,1 Millionen Kubikmeter (trotz steigender Bevölkerungszahl, Tendenz fallend). 1930 sah das mit 230.000 Kubikmetern noch ganz anders aus, ebenso beispielsweise 1965 mit 760.000 Kubikmetern. Pro Einwohner sind es heute rund 49 Kubikmeter pro Jahr.
Der Schutz des Trinkwassers für die Menschen ist das oberste Gebot – das betonen die Stadtwerke in einer Stellungnahme zum Thema Fracking bei Erdgasbohrungen. „Wasser ist nun einmal das Lebensmittel Nummer eins“, betont Trochelmann. Eben daher werde es ständig überwacht und überprüft – nicht nur von Trochelmann selbst, sondern vor allem zudem von unabhängiger Stelle. Mit Blick auf die Fracking-Gefahren graut es Gerhard Trochelmann davor, dass die Trinkwasserqualität Schaden nehmen könnte: „Eine Horrorvorstellung."